Exzellenter Winter Tagebuch
Donnerstag, 03.04.25
„Manchmal stelle ich mir vor, dass man so eine schöne Zeit wie jetzt einfach in ein Marmeladenglas stopfen kann. Und wenn es einem später mal schlecht geht, dann dreht man einfach den Deckel auf und schnuppert ein bisschen daran.“
~ Die wilden Hühner
Wir sind auf dem Weg zur Praxis – Madonna trällert uns entgegen: „Time goes by so slowly“, und ich denke mir, dass sie unrecht hat. Heute scheint die Zeit zu rennen. Es ist der vorletzte Tag, und langsam macht sich eine melancholische Stimmung breit. Diese 14 Menschen sind mir in den letzten vier Wochen ganz schön ans Herz gewachsen – jede*r auf seine bzw. ihre eigene Weise.
Pünktlich um zwanzig vor acht betrete ich die Praxis. Von den MFAs kommt ein fröhliches „Guten Morgen“. Nachdem ich mich schnell umgezogen habe, geht es direkt ins Behandlungszimmer. Die erste Patientin wurde kürzlich am Knie operiert – der Arzt und ich schauen uns gemeinsam die Wunde an: Gibt es Entzündungszeichen? Ist eine Rötung oder Schwellung sichtbar? Fühlt sich das Knie überwärmt an?
Da der Arzt heute für zwei Behandlungszimmer zuständig ist, darf ich „vorlaufen“. Im Zimmer sitzt ein Herr mittleren Alters, der einen Gesundheitscheck wünscht. Ich beginne mit der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Der Patient berichtet, seit 30 Jahren täglich zwei Schachteln Zigaretten zu rauchen. Seit einiger Zeit habe er das Gefühl, schlechter „schnaufen“ zu können. Neben der Standarddiagnostik werden auch ein EKG, eine Sonographie und ein Echo durchgeführt. Ich darf das EKG befunden und als Erste den Schallkopf ansetzen. Im Anschluss bespreche ich den Befund mit dem Arzt: Klinisch spricht vieles für eine beginnende COPD.
Es folgen weitere Patient:innen eine Frau mit Kreuzschmerzen, der ich eine „Schmerzspritze“ verabreichen darf, und eine Patientin mit klassischen Grippesymptomen. Insgesamt habe ich in den letzten vier Wochen typische hausärztliche Tätigkeiten kennengelernt – Anamnese, körperliche Untersuchung sowie verschiedene diagnostische Verfahren. Ich durfte klassische Krankheitsbilder wie KHK, Hypertonie, COPD, aber auch akute Infekte sehen – und habe erlebt, wie unterschiedlich sie sich bei den einzelnen Patientinnen präsentieren.
Um 11 Uhr gibt es eine gemeinsame Pause mit dem gesamten Team. Wir unterhalten uns über den Bayerischen Wald als Lebensraum, da eine*r der Ärzt:innen am Vorabend eine Doku dazu gesehen hat. Ich merke: Auch nach vier Wochen gibt es hier noch so viel zu entdecken.
Um 12:20 Uhr kommt mein „Taxi“. Ich nehme meine Aufgabe als DJ auch heute wieder sehr ernst. Als wir in unserem Häuschen am Waldrand ankommen, wartet bereits viel Arbeit auf uns: Rund 250 Cookies müssen für die Praxen gebacken werden. Außerdem steht für den Abend ein gemeinsames Grillen auf dem Plan.
Bei bestem Wetter sitzen wir draußen und schneiden Gemüse für unsere Salate. Für das sportliche Rahmenprogramm sorgt eine Joggingrunde entlang des 14er-Wanderwegs. Während wir bergab richtig Tempo machen, bringt uns die Steigung zwischendurch fast zum Verzweifeln. Als wir zurückkommen, liegt bereits der Duft von Gegrilltem in der Luft – kurz darauf sitzen wir zusammen und genießen das Essen.
Der letzte Abend unter den „Viechtachern“ muss natürlich gebührend gefeiert werden. So stehen wir wenig später auf der Wiese vor unserem Haus, schauen in den Sonnenuntergang und tanzen ein bisschen.
Zum Abschluss des Tages gestalten wir unsere gemeinsamen Fanshirts. Jede*r bastelt eine eigene Vorlage – und so entstehen ganz individuelle Kunstwerke.
Zufrieden lege ich mich ins Bett und schlafe ein.
Ich bin gerade noch am träumen von der Wanderung auf den Büchelstein am gestrigen Abend, als auch heute der Wecker um 6:00 Uhr wie an jedem vergangenen Tag klingelte. Voller Vorfreude auf den vorletzten Tag in der Praxis stand ich auf, machte mich im Bad fertig und zog mich an. Dabei hielt ich ein kurzes Schwätzchen mit meiner Zimmernachbarin. Danach ging es für uns in die Küche. Die Kaffeemaschine wurde als erstes angeschmissen, danach wurde der Joghurt noch mit dem Rest unseres heißgeliebten Schokomüslis vermischt und verspeist. Nach einer morgendlichen Austauschrunde mit den restlichen 6 Mädels aus dem Haus über die Tages- und Essensplanung ging es um 07:10 Uhr für uns zum Auto. Wie jeden Morgen wurde im Party-Mobil die beste Musik aus 2010 aufgelegt und auf dem Weg zur Praxis voller Elan mitgesungen. In Osterhofen setzte ich dann 2 von den Mädels an ihrer Praxis ab und fuhr mit einer anderen Teilnehmerin weiter Richtung Aldersbach. Gute 20min später kamen wir an der Praxis an und trugen erst einmal unseren vorbereiteten Kuchen in den Gemeinschaftsraum der Praxis. Danach war Umziehen angesagt. In den Kasak geschlüpft und die Haare zusammengebunden ging es in Richtung Sprechzimmer. Dort führte ich ein Gespräch mit einem bekannten Patienten nach einer Ernährungsumstellung durch. Kurz darauf gab es dann ein aufregendes akutes Abdomen zu sehen und ich schlüpfte in die Isolationskleidung, um die Infektionssprechstunde durchzuführen. Neben einigen grippalen Infekten begegnete mir eine Pneumonie und eine kleine Prinzessin, die meinen Tag mit ihrem Lachen bei der Abdomen-Untersuchung sehr versüßte. Danach war es plötzlich schon 11:50 Uhr und wir wurden von unserer Praxisinhaberin gebeten nach oben in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Uns erwarteten 2 prall gefüllte Präsentkörbe und unsere Bescheinigungen für die Famulatur. Nachdem wir ein schönes Abschlussgespräch geführt hatten und auch ein paar Tränchen verdrückt wurden, da die Praxisinhaberin ab morgen im Urlaub ist, verabschiedeten wir uns ausführlich und düsten im Party-Mobil die gleiche Strecke zurück wie heute Morgen. Zu Hause wurde eine Brotzeit auf der Terrasse genossen. Danach machten sich ein paar aus dem Haus auf den Weg in die Therme und ich und 3 von den Mädels verweilten noch etwas in den Liegestühlen auf der Terrasse und machten uns dann mit dem Auto auf den Weg nach Regen. Dort suchten wir eine Eisdiele bei dem herrlichen Wetter auf und genossen die letzten Stunden des Nachmittags. Nachdem wir danach eine Runde um den Regen drehten, brachten wir noch die 5 Kilo Altglas weg die sich in den 4 Wochen angesammelt hatten und besorgten noch ein paar Kleinigkeiten für die Abschlussparty morgen. Zu Hause wurden die letzten Sonnenstrahlen auf dem Liegestuhl draußen ausgekostet und danach wurde im Rahmen der Resteverwertung eine leckere Nudelsauce mit Nudeln und Kartoffeln gekocht. Nachdem wir schöne Gespräche beim Essen führten, ging es danach wie jeden Donnerstag auf die Couch, um GNTM anzuschauen. Gegen 22:00 Uhr machte sich dann jeder auf den Weg ins Bett. Dort rekapitulierte ich nochmal den gesamten Tag mit meiner Zimmernachbarin und schlief dann gegen 22:30 Uhr voller guter Laune über den schönen Tag ein. ☺️