Exzellenter Sommer Tagebuch
Donnerstag, 25.09.2025
Zwar beginnt der Tag offiziell mit meinem Wecker um 6:05, aber so richtig startet er erst zwanzig Minuten später in Form von Kaffee in zwei Einhorn-Tassen. Gegen sieben machen meine Mitfahrerin und ich uns auf den Weg in die Praxen. Mittlerweile muss ich beim fahren nur noch ab und zu auf das Navi schielen, der Weg wird langsam zur Routine.
In der Praxis erwarten mich heute ein paar besondere Programmpunkte: zum ersten Mal kann ich ein Herz-Echo miterleben. Geduldig erklärt mir mein Arzt die verschiedenen Schnitte und die diagnostischen Feinheiten. Danach darf ich im Verlauf des Vormittags richtig viel schallen. Neben den Abdomen-Sonos darf ich zum ersten Mal zwei Schilddrüsen-Sonos komplett allein durchführen.
Impfen, Blutabnehmen sowie die Untersuchungen von InfektpatientInnen dürfen in der Hausarztpraxis natürlich auch nicht fehlen. Mittags düsen meine Mitfahrerin und ich wieder zurück nach Hause. Um die Zeit bis zum Nahtkurs am Nachmittag noch gut zu nutzen, entscheide ich mich mit einer anderen Hausbewohnerin zusammen noch eine Runde Rennrad fahren zu gehen. Ein Platten am Vorderrad macht mir den Ausflug nach zehn Minuten zu nichte, aber immerhin war ich etwas draußen.
Gegen drei startet dann das gesamte Haus Grafenau Richtung Zwiesel zur Arberland Klinik. Unsere Gruppe macht noch einen Abstecher und holt die Schweinefüße beim Metzger ab. Im Klinikum angekommen erklären uns drei junge AssistenzärztInnen der Chirurgie die grundlegenden Nahttechniken. Dann legen wir los mit Knopfnaht, Donati und Co. Als Highlight wird uns gezeigt, wie man eine Drainage legt und festnäht. Die ganz motivierten versuchen sich auch an einer Sehnennaht. Selbst wenn man eher internistisch interessiert ist wie ich, kann man dem Kurs echt etwas abgewinnen!
Zurück zuhause schieben meine Bettnachbarin und ich noch eine kleine Sportsession ein. Nach dem Abendessen fallen wir schweinemüde ins Bett und freuen und schon auf morgen.
… dachten wir! Aber um 22 Uhr erreicht uns die Nachricht, dass nebenan im Bauernhof die Kuh endlich ihr angekündigtes Kalb bekommt. Der Großteil unseres Hauses wirft sich Jacken über und wartet im Stall voller Vorfreude auf die Geburt. Nach einer guten Stunde ist das Kalb dann auf die Welt gekommen, was für ein Erlebnis!
Der heutige Tag begann wie immer um 5:30. Nach einer halben Stunde im Badezimmer war ich auch bereit, mich dem Alltag zu stellen. Wie jeden Morgen startet die Realität an der Kaffeemaschine. Schlaftrunken löffle ich Kaffeepulver in den Filter und starte die Maschine – jetzt kann es los gehen. Nach und nach füllen sich Küche, Essbereich und Kaffeetassen, meine Kommiliton*innen und ich stärken uns für den Tag. Gemeinsam frühstücken wir, genießen den schon angesprochenen Kaffee und tauschen uns verschlafen über unsere Träume aus. Um 7:00 geht es für mich und meine Fahrgemeinschaft los in Richtung unserer Praxen und bis 8:00 sind wir alle am Ziel.
In meiner Praxis erwarten mich wie jeden Tag einige Routineaufgaben, das Sonografieren verschiedener Patient*innen, Blutentnahmen und körperliche Untersuchungen mit vollständigen Anamnesen. Trotzdem hält jeder Tag einige Überraschungen bereit. So stellte sich heute eine junge Patientin mit Verletzungen an den Beinen vor, die genäht werden mussten und ich konnte mein Können der Rückstichnahten unter Beweis stellen – natürlich mit angemessener Supervision. Kaum waren alle Wunden verschlossen gab es schon einen Patienten, der sich mit Brustschmerz vorstellte. Sofort wurde ein EKG geschrieben und ein Bluttest durchgeführt. Und Entwarnung – keine Hinweise auf einen Herzinfarkt! Nach einigen weiteren Routineaufgaben macht das ganze Praxisteam eine gemeinsame Kaffeepause, jemand aus dem Team hat einen herrlichen Kuchen mitgebracht.
Nach der Pause noch einige Patienten und um ca. 13:30 mache ich mich auch wieder auf den Weg um meine Fahrgemeinschaft einzusammeln. Nachdem alle wieder eingepackt sind fahren wir gemeinsam ins Sana Klinikum in Cham. Dort erwartet uns ein Nahtkurs. Er wurde, wie gewöhnlich, von einer Kommilitonin von uns hervorragend vorbereitet. Sie hat uns 15 Schweinshaxen organisiert, um daran das Nähen üben zu können. Uns wurden verschiedene Nahttechniken gezeigt und wir hatten ausgiebig Gelegenheit, sie alle einmal zu Üben, unter Anleitung von 2 motivierten Chirurg*innen, die uns praktische Tipps und Tricks zeigten.. Ein so ideales Lernsetting auf so einer realistischen Unterlage hat man viel zu selten zur Verfügung! Hier ist mir wieder einmal aufgefallen, wie viel man auch von seinen Peers lernen kann.
Am Abend wurden wir bekocht und nach dem Essen sind alle sehr bald müde und mit vollem Kopf ins Bett gekippt, in freudiger Erwartung auf einen weiteren lehrreichen Tag morgen.